Syrien: Obama hat das eigene Militär nicht hinter sich
Markus Gärtner
US-Generäle haben hinter dem Rücken von Präsident Obama Syriens Machthaber Assad unterstützt. Das berichtet der US-Journalist Seymour M. Hersh in seiner Analyse »Military to Military« (»Von Militär zu Militär«). Demnach herrschen im Generalstab und im Nachrichtendienst des Pentagons erhebliche Zweifel an Obamas Strategie, mithilfe von»moderaten Milizen« den syrischen Herrscher zu stürzen.
Seit zwei Jahren gibt es demnach eine gemeinsame Analyse des US-Militärs und des Nachrichtendienstes DIA, in der für den Fall eines Regimewechsels in Syrien Chaos und die eventuelle Übernahme der Macht durch Dschihadisten vorhergesagt werden.
Ein Szenario, das nach dem Ende von Muammar Gaddafi in Libyen eingetreten ist.
Das brisante Dokument basiert demnach auf Informationen, die durch Satelliten und Spionage gewonnen wurden.
Aus dem Papier geht auch hervor, dass Obamas Syrien-Strategie, angeblich »moderate«Oppositionsgruppen, die gegen Assad kämpfen, mit Waffen zu versorgen und auszubilden, auch von der Türkei mit angeschoben wurde.
Doch von moderater Opposition sei nichts mehr zu sehen, die Freie Syrische Armee habe einen Stützpunkt in der Türkei. Statt moderater Gruppen würden die USA quasi automatisch Extremisten bewaffnen.
Hersh zitiert den damaligen Chef der DIA, Michael Flynn, der bestätigt haben soll, dass der Geheimdienst Präsident Obama permanent vor den fatalen Folgen eines Regimewechsels in Syriengewarnt habe. Laut diesen Aussagen wird auch die gesamte Opposition in Syrien von den Dschihadisten kontrolliert.
Die türkische Regierung hat demnach nicht auf das Erstarken des IS in Syrien reagiert, Obama habe die Wahrheit »nicht hören wollen«.
Stimmen die Angaben, dann hat Obama mit Blick auf Syrien nicht einmal das Vertrauen der eigenen Militärs, und seine Generäle haben ihm gegen den massiven Widerstand der zivilen Berater im Weißen Haus nahezulegen versucht, was auch Wladimir Putin mit seinem Einsatz in Syrien bezweckt. Regimeerhalt statt Regimewechsel.
Die Position der USA im Syrien-Konflikt, die bereits erheblich an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat, wird damit weiter geschwächt.
Die Herausgabe so brisanter Informationen an einen US-Enthüllungsjournalisten stellt einen Schlag gegen Obamas Administration dar und wirft die Frage auf, warum Obama nicht dem Rat seiner Militärs gefolgt ist.
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