Fernziel Iran: Saudi-Arabien bombardiert Ziele im Jemen
Markus Gärtner
Saudi-Arabien hat in der vergangenen Nacht den jüngsten Krieg im Nahen Osten begonnen. Insgesamt 100 Kampfjets steigen seit kurz nach Mitternacht abwechselnd auf, um Stellungen der schiitischen Huthi im Jemen zu bombardieren.
Die Huthi haben die vier größten Städte des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht. Laut dem Botschafter Saudi-Arabiens in Washington, Adel al-Jubeir, beantwortet die Offensive einen Hilferuf »der legitimen jemenitischen Regierung«.
Die Huthis werden vom Iran mit Geld und Waffen unterstützt. Sie haben im vergangenen Jahr die Kontrolle über Sanaa, die Hauptstadt des Jemen, übernommen und Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi unter Hausarrest gestellt.
Hadi konnte nach Aden fliehen. Niemand weiß jedoch, wo er sich jetzt aufhält. Associated Press hat gemeldet, er sei per Boot in ein anderes Land geflohen.
Saudi-Arabien hat nach Angaben der vom Regime kontrollierten Medien mindestens neun Verbündete, die helfen wollen, das Königshaus bei den Angriffen im Nachbarland zu unterstützen.
Die Saudis haben rund 150 000 Soldaten an der Grenze zum Jemen zusammengezogen. Zu den Verbündeten für die militärische Operation sollen Ägypten, Pakistan, Jordanien und der Sudan zählen.
Allein diese Allianz macht klar, worum es wirklich geht: Um viel mehr als die angeblich »legitime« −aber von der UN nicht formal abgesegnete – Hilfe für den Jemen.
Der neue Herrscher in Saudi-Arabien, König Salman, will Vorwürfe kontern, er gehe mit dem Iran zu vorsichtig um. Das ist derselbe Vorwurf, den sich Barack Obama schon lange von seinen Kritikern im Kongress anhören muss.
Die Herrscher in Riad wollen aber vor allem verhindern, dass der Iran in der Nachbarschaft Satelliten-Regierungen etabliert und Saudi-Arabien mit einem Regime in dessen südlichem Nachbarland in die Zange nimmt.
Natürlich sind auch die Interessen der USA berührt. Barack Obama lässt keine Gelegenheit aus, in der Region um die arabische Halbinsel mehr Einfluss zu gewinnen.
Offiziell sind die USA an den in der Nacht ausgebrochenen Kämpfen nicht mit Luftangriffen beteiligt, sondern leisten logistische Hilfe und stellen Erkenntnisse ihrer Geheimdienste zur Verfügung.
Laut dem britischen Guardian hat Washington allerdings zusammen mit Saudi-Arabien einen gemeinsamen Planungsstab gebildet, um die Luftangriffe zu koordinieren. Der Guardian zitiert dieSprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Bernadette Meehan, mit den Worten:
»Die USA verurteilen scharf die Angriffe der Huthi gegen die gewählte Regierung des Jemen, die Attacken haben Instabilität und Chaos erzeugt, das die Sicherheit aller Jemeniten bedroht.«
Doch es geht um mehr, vor allem um ein Signal an den Iran, mit dem sich die Gespräche über einen vom Westen geforderten Stopp des Atomprogramms hinziehen. Und wie immer geht es um Energie: Wenn im Jemen völliges Chaos herrscht, hat das Folgen für den globalen Ölmarkt, vor allem, wenn die Kämpfe sich ausdehnen sollten. Nach dem Beginn der Luftangriffe schossen die Öl-Notierungen an den Futures-Märkten um vier Prozent in die Höhe.
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